🎯 Prüfungsrelevanz & Bedeutung

Strategische Gewichtung in der Prüfung:
  • Schriftliche Prüfung: 24 von 100 Punkten (24% Gesamtanteil!)
  • Mündliche Prüfung: Häufigste Fragen zu Notwehr und Festnahme
  • Praktische Relevanz: Tägliche Anwendung im Sicherheitsdienst
  • Haftungsschutz: Essentiell für rechtssicheres Handeln
Das Strafrecht ist für Sicherheitskräfte das wichtigste Rechtsgebiet! Mit 24% der schriftlichen Prüfung hat es den höchsten Anteil. Es bestimmt nicht nur, was strafbar ist, sondern auch, wann Sie rechtmäßig handeln dürfen – etwa bei Notwehr oder vorläufiger Festnahme.
⚖️ Grundprinzip: „Nulla poena sine lege“
§ 1 StGB: Keine Strafe ohne Gesetz!
Nur was im Gesetz als strafbar definiert ist, kann bestraft werden. Dieses Prinzip schützt vor Willkür und gibt Rechtssicherheit – auch für Sicherheitskräfte!
🎓 Prüfungsstrategie: Strafrecht-Fragen folgen immer dem gleichen Schema: 1. Tatbestand, 2. Rechtswidrigkeit, 3. Schuld. Lernen Sie diese Prüfungsreihenfolge auswendig – sie ist der Schlüssel zu jeder Strafrecht-Aufgabe!

📜 StGB Grundlagen

Das Strafgesetzbuch (StGB) ist systematisch aufgebaut und gilt als Grundlage für alle strafrechtlichen Nebengesetze. Für Sicherheitskräfte sind besonders die Definitionen und Abgrenzungen wichtig.

Aufbau des StGB

📚
Allgemeiner Teil
Grundlagen für alle Straftaten:

• Vorsatz und Fahrlässigkeit (§ 15)
• Versuch (§§ 22, 23)
• Täterschaft und Teilnahme (§§ 25-27)
• Notwehr (§ 32)
• Rechtfertigender Notstand (§ 34)

Gilt auch für Nebengesetze!
⚖️
Besonderer Teil
Einzelne Straftaten:

• Straftaten gegen Personen
• Straftaten gegen das Eigentum
• Gemeingefährliche Straftaten
• Straftaten gegen die öffentliche Ordnung

Z.B.: Diebstahl, Körperverletzung, Betrug
📋
Strafrechtliche Nebengesetze
Spezialgesetze mit Strafvorschriften:

• Betäubungsmittelgesetz (BtMG)
• Waffengesetz (WaffG)
• Gewerbeordnung (GewO)
• Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)

Allgemeiner Teil des StGB gilt auch hier!

Vorsatz und Fahrlässigkeit (§ 15 StGB)

🎯 Vorsatz
Wissen + Wollen = Vorsatz

Der Täter:
• Weiß, was er tut
• Will das Ergebnis
• Handelt absichtlich

Beispiel:
Lars schlägt gezielt und absichtlich der Detektivin ins Gesicht

Regel: Grundsätzlich nur vorsätzliches Handeln strafbar!
⚠️ Fahrlässigkeit
Sorgfalt außer Acht lassen

Der Täter:
• Handelt ohne Vorsatz
• Verletzt die Sorgfaltspflicht
• Folge ist ungewollt

Beispiel:
Sicherheitskraft übersieht beim Abbiegen einen Radfahrer und fährt ihn ungewollt an

Regel: Nur strafbar, wenn Gesetz es vorsieht!

Versuch (§§ 22, 23 StGB)

📏 Versuch-Definition nach § 22 StGB
Versuch = Unmittelbares Ansetzen zur Verwirklichung

Der Täter ist über die Vorbereitung hinaus, hat aber die Tat noch nicht vollendet.

Beispiel: Lars bricht eine Tür auf, um dahinter zu stehlen – hat begonnen, aber noch nicht vollendet.
🔴
Verbrechen (§ 12 StGB)
Mindeststrafe: 1 Jahr Freiheitsstrafe

• Mord, Totschlag
• Raub, schwere Körperverletzung
• Brandstiftung, Meineid

⚖️ Versuch immer strafbar!
🟡
Vergehen (§ 12 StGB)
Mindeststrafe: Unter 1 Jahr oder Geldstrafe

• Diebstahl, Unterschlagung
• Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung
• Körperverletzung, Beleidigung

⚖️ Versuch nur strafbar, wenn im Gesetz steht!
🟢
Ordnungswidrigkeit
Keine Straftat!

• Falschparken
• Geschwindigkeitsüberschreitung
• Lärmbelästigung

💰 Bußgeld oder Verwarnung
⚖️ Versuch nicht strafbar!

Täterschaft und Teilnahme (§§ 25-27 StGB)

👤 Täter (§ 25 StGB)
Alleintäter: Begeht die Tat selbst alleine
Mittäter: Begeht die Tat mit anderen zusammen
💡 Anstifter (§ 26 StGB)
Bringt einen anderen auf die Idee, eine vorsätzliche, rechtswidrige Straftat zu begehen
🤝 Gehilfe (§ 27 StGB)
Leistet Hilfe bei einer vorsätzlichen, rechtswidrigen Straftat, ohne selbst (Mit-)Täter zu sein
Praxis-Beispiel: Büroeinbruch
Situation:
• Heidi besorgt Lars einen Nachschlüssel (= Beihilfe)
• Lars verschafft sich Zutritt und stiehlt Computer (= Täter)

Rechtliche Bewertung:
• Lars: Täter des besonders schweren Diebstahls (§§ 242, 243 StGB)
• Heidi: Gehilfin zum besonders schweren Diebstahl (§§ 242, 243, 27 StGB)

Offizial-, Antrags- und Privatklagedelikte

1
Offizialdelikte
Staatsanwaltschaft MUSS verfolgen!

• Fast alle Straftaten
• Legalitätsprinzip (§ 152 StPO)
• Keine Antragserfordernis

Beispiele: Diebstahl, Raub, Betrug, Mord
2
Antragsdelikte
Strafantrag innerhalb 3 Monaten!

Prüfungsrelevante Antragsdelikte:
• § 123 Hausfriedensbruch
• § 185 Beleidigung
• § 223 Einfache Körperverletzung
• § 229 Fahrlässige Körperverletzung
• § 238 Nachstellung (Stalking)
• § 303 Sachbeschädigung
3
Privatklagedelikte
Geschädigter wird selbst zum Ankläger!

• Bei mangelndem öffentlichem Interesse
• Geschädigter tritt an Stelle der Staatsanwaltschaft
• § 374 StPO

Beispiel: Beleidigung – wenn Staatsanwaltschaft einstellt, kann Privatklage erhoben werden

🔍 Voraussetzungen der Strafbarkeit

Jede strafrechtliche Prüfung folgt dem gleichen dreistufigen Schema. Diese Systematik ist absolutes Grundlagenwissen und muss beherrscht werden!
🎯 Die 3-Stufen-Prüfung
Nur wenn alle 3 Voraussetzungen erfüllt sind, ist der Täter strafbar:
1. Tatbestand erfüllt? 2. Rechtswidrig gehandelt? 3. Schuldhaft gehandelt?
1
Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
Was ist konkret passiert?

• Welche Handlung wurde begangen?
• Welcher Erfolg ist eingetreten?
• Besteht ein Kausalzusammenhang?

Subjektiver Tatbestand:
Was wollte der Täter?

• Vorsatz oder Fahrlässigkeit?
• Besondere Absichten?
2
Rechtswidrigkeit
Verstoß gegen geltendes Recht?

Rechtfertigungsgründe prüfen:
• § 32 StGB: Notwehr
• § 34 StGB: Rechtfertigender Notstand
• § 127 StPO: Vorläufige Festnahme
• Einverständnis des Berechtigten

Wenn Rechtfertigungsgrund = NICHT strafbar!
3
Schuld
Persönlicher Vorwurf möglich?

Schuldunfähigkeit (§§ 19, 20 StGB):
• Unter 14 Jahre
• Geisteskrank
• Schwer alkoholisiert

Entschuldigungsgründe:
• § 33 StGB: Notwehrüberschreitung
• § 35 StGB: Entschuldigender Notstand
• Verbotsirrtum
Praxis-Beispiel: Sicherheitskraft schlägt Störer
Sachverhalt: Sicherheitskraft Sven schlägt einen aggressiven Besucher nieder.

Prüfung:
1. Tatbestand (§ 223 StGB – Körperverletzung):
✅ Objektiv: Schlag = körperliche Misshandlung
✅ Subjektiv: Sven handelte vorsätzlich

2. Rechtswidrigkeit:
❓ Notwehr (§ 32 StGB) möglich?
→ Wenn Besucher angriff: Rechtfertigung
→ Wenn kein Angriff: Rechtswidrig

3. Schuld:
✅ Sven ist schuldfähig (über 14, nicht betrunken etc.)
Häufiger Prüfungsfehler: Viele verwechseln Rechtfertigungsgründe mit Entschuldigungsgründen!
Faustregel: Rechtfertigung = erlaubt, Entschuldigung = rechtswidrig aber nicht strafbar.

📋 Ausgewählte Tatbestände für Sicherheitskräfte

Diese Straftaten begegnen Sicherheitskräften besonders häufig im Berufsalltag. Sie sind hochgradig prüfungsrelevant und sollten in- und auswendig gelernt werden.

Straftaten gegen die Person

§ 123 StGB
Antragsdelikt
Hausfriedensbruch
Tatbestand: Widerrechtliches Eindringen in oder Verweilen trotz Aufforderung zu verlassen:
• Wohnungen • Geschäftsräume • Befriedetes Besitztum (umzäuntes Gelände)
Beispiel: Trotz Hausverbots betritt Emil ein Kaufhaus. Er dringt widerrechtlich ein und begeht Hausfriedensbruch.
§ 185 StGB
Antragsdelikt
Beleidigung
Tatbestand: Kundgabe der Nicht- oder Missachtung durch:
• Wort • Geste • Bild • Schrift • Tätlichkeit
Beispiel: Sven bezeichnet die Empfangsdame als „dumme Ziege“, weil sie auf dem Besucherschein besteht.
§ 223 StGB
Antragsdelikt
Körperverletzung
Zwei Tatvarianten:
Körperliche Misshandlung: Einwirkung auf den Körper (Ohrfeige)
Gesundheitsschädigung: Einwirkung auf Gesundheitszustand (Gift)
Beispiel: Benno schlägt die Kaufhausdetektivin, die ihn festhalten will.
§ 224 StGB
Vergehen
Gefährliche Körperverletzung
Entscheidend: Art der Begehung
• Mit Waffe oder gefährlichem Werkzeug
• Mehrere gemeinschaftlich
• Hinterlistiger Überfall
• Lebensgefährliche Behandlung
• Gift oder gesundheitsschädliche Stoffe
Unterschied zu § 226: Hier geht es um das „Wie“ (gefährliche Art), bei § 226 um das „Was“ (schwere Folgen).
§ 226 StGB
Verbrechen
Schwere Körperverletzung
Entscheidend: Schwere der Folgen
• Verlust eines wichtigen Gliedes
• Dauerhafte Entstellung
• Siechtum, Lähmung, Blindheit
Mindeststrafe: 1 Jahr!
Merkregel: § 224 = gefährlich (Wie?), § 226 = schwer (Was für Folgen?)
§ 239 StGB
Vergehen
Freiheitsberaubung
Tatbestand: Einsperren oder auf sonstige Weise der persönlichen Freiheit berauben:
• Durch Fesseln • Anketten • Festhalten • Einsperren
Wichtig für Sicherheitskräfte: Festhalten eines Diebes erfüllt den Tatbestand – ist aber gerechtfertigt durch § 127 StPO!

Straftaten gegen das Eigentum

§ 242 StGB
Vergehen
Diebstahl
Wegnahme einer fremden beweglichen Sache in rechtswidriger Zueignungsabsicht

Fremd: Nicht im Alleineigentum des Täters
Beweglich: Mitnehmen möglich (kein Grundstück)
Wegnahme: Bruch fremden und Begründung eigenen Gewahrsams
Zueignung: Sich verhalten wie Eigentümer
Beispiel: Kunde steckt heimlich Parfüm in die Tasche und will den Laden verlassen.
§ 243 StGB
Besonders schwerer Fall
Besonders schwerer Fall des Diebstahls
Entscheidend: Art der Begehung (nicht Wert!)
• Einbrechen, Einsteigen, falscher Schlüssel
• Sich-im-Raum-verborgen-Halten
• Verschlossenes Behältnis aufbrechen
• Gewerbsmäßig
• Aus Kirchen, Museen
• Ausnutzen von Hilflosigkeit
Beispiel: Dieb versteckt sich bis Ladenschluss im Kaufhaus und stiehlt dann – besonders schwerer Fall!
§ 249 StGB
Verbrechen
Raub
Diebstahl + Gewalt/Drohung mit Lebensgefahr

• Wegnahme einer fremden beweglichen Sache
• Unter Anwendung von Gewalt ODER
• Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben
Mindeststrafe: 1 Jahr!
Beispiel: Rudi schlägt den Geldtransportfahrer nieder und nimmt die Geldkassette weg.
§ 252 StGB
Verbrechen
Räuberischer Diebstahl
„Nachträglicher Raub“

• Erst Diebstahl
• Dann Gewalt/Drohung
• Um sich im Besitz der Sache zu erhalten
• Wird wie Raub bestraft!
Beispiel: Lars stiehlt Handy, wird erwischt, schlägt Detektivin nieder und läuft weg – räuberischer Diebstahl!
§ 263 StGB
Vergehen
Betrug
Täuschung → Irrtum → Vermögensverfügung → Schaden

• Täter täuscht über Tatsachen
• Opfer gerät in Irrtum
• Opfer verfügt über sein Vermögen
• Vermögensschaden entsteht
• Täter handelt mit Bereicherungsabsicht
Beispiel: Autohändler dreht Tacho zurück und verkauft Auto zu teuer – Käufer zahlt mehr als den wahren Wert.
§ 303 StGB
Antragsdelikt
Sachbeschädigung
Beschädigen oder Zerstören fremder Sachen

• Nur vorsätzlich strafbar!
• Auch „Graffiti-Schmierereien“
• Erscheinungsbild nicht nur unerheblich verändert
• Bei Fahrlässigkeit: nur Schadensersatz (§ 823 BGB)
Beispiel: Entlassener Sicherheitsmitarbeiter wirft aus Ärger das Funkgerät aus dem 8. Stock.

Sonstige prüfungsrelevante Straftaten

§ 132 StGB
Vergehen
Amtsanmaßung
Für Sicherheitskräfte besonders wichtig!
• Sich als Beamter ausgeben
• Hoheitliche Befugnisse anmaßen
• Z.B. Bußgeld erheben, Platzverweis im öffentlichen Raum
Achtung: Sicherheitskraft darf sich nie als Polizei ausgeben oder hoheitlich handeln!
§ 240 StGB
Vergehen
Nötigung
Nötigung zu Handlung/Duldung/Unterlassung
• Mit Gewalt oder Drohung mit empfindlichem Übel
• Für einen verwerflichen Zweck
• Opfer soll etwas tun, dulden oder unterlassen
Beispiel: Kurt droht Sicherheitskraft mit Schlägen, falls er kontrolliert wird.
§ 323c StGB
Vergehen
Unterlassene Hilfeleistung
Jedermann-Pflicht zur Hilfeleistung!
• Bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr, Not
• Hilfe muss erforderlich und zumutbar sein
• Ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten
Beispiel: Sicherheitskraft liegt bewusstlos auf eisigem Gehsteig – Passanten gehen vorbei, ohne zu helfen.

⚖️ Rechtfertigungsgründe

Rechtfertigungsgründe heben die Rechtswidrigkeit auf – die Tat bleibt tatbestandsmäßig, wird aber erlaubt. Für Sicherheitskräfte sind sie überlebenswichtig!
✅ Rechtfertigung = Erlaubt
Bei Rechtfertigungsgrund: Handlung ist erlaubt, auch wenn Tatbestand erfüllt ist!
Andere dürfen sich nicht dagegen wehren. Notwehr gegen gerechtfertigte Handlung ist nicht möglich.
🛡️ Notwehr (§ 32 StGB)
Verteidigung gegen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff

Angriff muss sein:
• Von einem Menschen (nicht Tier!)
• Gegenwärtig (bevorsteht, läuft, noch nicht beendet)
• Rechtswidrig (Angreifer hat keinen Rechtfertigungsgrund)

Verteidigung muss sein:
• Erforderlich (mildstes wirksames Mittel)
• Geboten (kein krasses Missverhältnis)

Alle Rechtsgüter schutzfähig: Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum, Besitz, Hausrecht
⚖️ Rechtfertigender Notstand (§ 34 StGB)
Interessenabwägung: Großes Gut schützen durch kleinen Schaden

Voraussetzungen:
• Gegenwärtige Gefahr
• Nicht anders abwendbar
• Geschütztes Rechtsgut viel wertvoller
• Handlung angemessen

Beispiel: Sicherheitskraft schlägt Autoscheibe ein, um bewusstloses Kind bei Hitze zu retten
👮 Vorläufige Festnahme (§ 127 StPO)
Jedermannsrecht: Jeder darf frische Straftäter festhalten

Voraussetzungen:
• Straftat (nicht Ordnungswidrigkeit!)
• Auf frischer Tat betroffen oder verfolgt
• Identität nicht sofort feststellbar ODER
• Flucht zu befürchten

Dauer: Nur bis Polizei eintrifft (sofort verständigen!)

Rechtfertigt: Freiheitsberaubung beim Festhalten
Praxis-Fall: Festnahme durch Sicherheitskraft
Situation: Kaufhausdetektiv Sven hält Ladendieb Lars fest

Problem: Festhalten = Freiheitsberaubung (§ 239 StGB)

Lösung: § 127 StPO rechtfertigt das Festhalten
• ✅ Straftat: Diebstahl
• ✅ Frische Tat: Lars beim Stehlen erwischt
• ✅ Fluchtgefahr: Wollte Laden verlassen

Ergebnis: Sven handelt rechtmäßig, Lars kann sich nicht wehren
Häufiger Irrtum: Notwehr geht nur gegen Menschen, nicht gegen Tiere! Gegen Tiere gilt § 34 StGB (rechtfertigender Notstand), nicht § 32 StGB (Notwehr).

🛡️ Entschuldigungsgründe

Entschuldigungsgründe heben die Schuld auf – die Tat bleibt rechtswidrig, aber der Täter wird nicht bestraft. Andere dürfen sich wehren!
⚠️ Entschuldigung = Rechtswidrig aber straffrei
Bei Entschuldigungsgrund: Handlung bleibt rechtswidrig, aber Täter wird nicht bestraft!
Andere dürfen sich mit Notwehr wehren. Täter haftet auf Schadensersatz.
✅ Rechtfertigung (Erlaubt)
Beispiele:
• § 32 Notwehr
• § 34 Rechtfertigender Notstand
• § 127 StPO Festnahme

Folgen:
• Handlung ist erlaubt
• Keine Notwehr dagegen möglich
• Kein Schadensersatz
• Keine Strafe
⚠️ Entschuldigung (Rechtswidrig)
Beispiele:
• § 33 Notwehrüberschreitung
• § 35 Entschuldigender Notstand
• Putativnotwehr

Folgen:
• Handlung bleibt rechtswidrig
• Notwehr dagegen möglich
• Schadensersatz möglich
• Keine Strafe

Notwehrüberschreitung (§ 33 StGB)

🎯 Notwehrlage liegt vor
Echter Angriff, der Notwehr rechtfertigen würde
💥 Überschreitung der Grenzen
Verteidigung geht über das erforderliche Maß hinaus
😰 Aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken
Entschuldigung nur bei diesen emotionalen Zuständen

Putativnotwehr (Vermeintliche Notwehr)

Praxis-Fall: Irrtümliche Notwehr
Situation: Sicherheitskraft Paul betritt dunkle Lagerhalle nach Alarm. Als Einbrecher Dieter schnelle Bewegung mit dem Arm macht, glaubt Paul, Dieter ziehe eine Waffe, und schießt ihm in den Arm. Dieter war unbewaffnet.

Rechtliche Bewertung:
• Kein echter Angriff = keine Notwehr
• Paul handelte in „Putativnotwehr“ (vermeintlicher Notwehr)
• Bei unvermeidbarem Irrtum: keine Strafe
• Bei vermeidbarem Irrtum: fahrlässige Körperverletzung

Entschuldigender Notstand (§ 35 StGB)

§ 34 StGB – Rechtfertigend
Geschützte Rechtsgüter:
Alle (Leben, Eigentum, Ehre etc.)

Geschützte Personen:
Jeder (auch Fremde)

Folge:
Handlung erlaubt
§ 35 StGB – Entschuldigend
Geschützte Rechtsgüter:
Nur Leben, Leib, Freiheit

Geschützte Personen:
Nur sich selbst, Angehörige, nahestehende Personen

Folge:
Keine Strafe, aber rechtswidrig
Beispiel § 35 StGB: Entschuldigender Notstand
Situation: Sicherheitskräfte Peng und Pech wollen brennenden Heizraum verlassen. Nur Pech hat eine Atemmaske. Peng schlägt Pech nieder, nimmt die Maske und überlebt. Pech stirbt.

Rechtliche Bewertung:
• Peng begeht Körperverletzung/Totschlag
• Aber: entschuldigender Notstand
• Eigenes Leben in Gefahr
• Keine andere Rettungsmöglichkeit
• Ergebnis: Peng wird nicht bestraft

🏛️ Strafverfahrensrecht

Das Strafverfahrensrecht regelt, wie Straftaten verfolgt werden. Für Sicherheitskräfte wichtig: Zeugenpflichten und Beschuldigtenrechte.

Sicherheitspersonal als Zeuge

📋 Ladung und Erscheinungspflicht
Folgen des Nichterscheinens (§ 51 StPO):
• Kostentragungspflicht
• Ordnungsgeld
• Zwangsweise Vorführung

Ausnahme:
Rechtzeitige Entschuldigung
💬 Wahrheitspflicht
Grundsatz (§ 68 StPO):
Wahrheit bei Sachverhalt UND persönlichen Angaben

Regel:
Wenn ausgesagt wird → Wahrheit!
Falschaussage = Straftat (§§ 153, 154 StGB)
🤐 Aussageverweigerungsrechte
§ 52 StPO – Angehörige:
Kein Zeugnis gegen nahe Verwandte, Ehegatten, Lebenspartner

§ 55 StPO – Selbstbelastung:
Keine Antwort auf selbstbelastende Fragen

Belehrungspflicht des Richters!
✋ Vereidigung
§ 59 StPO:
Vereidigung nur wenn nötig

Kriterien:
• Ausschlaggebende Bedeutung
• Zur Herbeiführung wahrer Aussage
• Nach Ermessen des Gerichts

Beschuldigtenrechte

1
Anwesenheitsrecht
Recht, bei der Verhandlung anwesend zu sein
• Teilnahme am gesamten Verfahren
• Kontrolle der Beweisaufnahme
• Möglichkeit zur Stellungnahme
2
Rechtliches Gehör
Umfassendes Äußerungsrecht:
• Antragsrecht
• Recht auf Verteidiger
• Akteneinsicht
• Letztes Wort im Prozess
• Dolmetscher falls nötig
3
Nemo-tenetur-Grundsatz
„Niemand muss sich selbst belasten“
• Aussageverweigerungsrecht
• Keine Mitwirkungspflicht
• Schutz vor Selbstbezichtigung
• Schweigerecht

Befugnisse der Strafverfolgungsbehörden

⚖️ Legalitätsprinzip
§ 152 StPO – Staatsanwaltschaft:
Muss grundsätzlich alle verfolgbaren Straftaten verfolgen (Legalitätsprinzip)

§ 163 StPO – Polizei:
Hat alle Straftaten zu verfolgen + Polizeigesetze der Länder

📝 Prüfungs-Zusammenfassung

Das wichtigste Strafrecht-Wissen für Ihre § 34a Prüfung – mobile-optimiert für effizientes Lernen:

🔥 Absolute Must-Know Fakten

  • Prüfungsschema: 1. Tatbestand, 2. Rechtswidrigkeit, 3. Schuld
  • Grundregel: Nur Vorsatz strafbar (außer Gesetz sagt anderes)
  • Verbrechen: Min. 1 Jahr Freiheitsstrafe, Versuch immer strafbar
  • Vergehen: Unter 1 Jahr, Versuch nur wenn im Gesetz steht
  • Notwehr: Erforderlich + geboten gegen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff
  • Festnahme: § 127 StPO – frische Tat + Identitätsproblem/Flucht
  • Antragsdelikte: § 123, 185, 223, 229, 238, 303 StGB
  • Schuldunfähig: Unter 14 Jahre, geisteskrank, schwer betrunken
  • Rechtfertigung: Erlaubt, keine Notwehr dagegen
  • Entschuldigung: Rechtswidrig aber straffrei, Notwehr möglich
  • ⚠️ Häufige Prüfungsfallen

    Falle 1: „Notwehr gegen Tiere?“ → NEIN! Nur § 34 StGB
    Falle 2: „Gefährliche vs. schwere Körperverletzung?“ → Art vs. Folgen
    Falle 3: „Rechtfertigung vs. Entschuldigung?“ → Erlaubt vs. straffrei
    Falle 4: „Versuch bei Vergehen strafbar?“ → Nur wenn im Gesetz steht!
    Falle 5: „Fahrlässige Sachbeschädigung?“ → Nicht strafbar!

    🎯 Mündliche Prüfung – Typische Fragen

  • „Sie werden von einem Betrunkenen angegriffen. Dürfen Sie sich wehren?“
  • „Wann dürfen Sie jemanden festhalten?“
  • „Was ist der Unterschied zwischen Diebstahl und Unterschlagung?“
  • „Dürfen Sie sich als Polizist ausgeben?“
  • „Was müssen Sie als Zeuge vor Gericht beachten?“
  • „Erklären Sie die drei Voraussetzungen der Strafbarkeit.“
  • „Was ist gefährliche Körperverletzung?“
  • 💡 Lernstrategien für Strafrecht

    📝
    Schema lernen
    T-R-S Schema auswendig:
    1. Tatbestand
    2. Rechtswidrigkeit
    3. Schuld

    Immer in dieser Reihenfolge prüfen!
    🎯
    Beispiele sammeln
    Zu jedem § ein Beispiel:
    • Visualisierung hilft beim Merken
    • Praxisbezug verstärkt Verständnis
    • Mündliche Prüfung wird einfacher

    Eigene Fälle aus dem Berufsalltag nutzen!
    ⚖️
    Abgrenzungen üben
    Kritische Unterscheidungen:
    • Diebstahl vs. Unterschlagung
    • Raub vs. räuberischer Diebstahl
    • Gefährliche vs. schwere Körperverletzung
    • Rechtfertigung vs. Entschuldigung

    Eselsbrücken verwenden!

    🧠 Memory-Tricks für Strafrecht

    🗣️
    Merksprüche
    „Tatbestand – Rechtswidrigkeit – Schuld“
    → „Täter Raubt Süßigkeiten“

    „Notwehr nur gegen Menschen“
    → „Menschen Machen Ärger“

    Antragsdelikte: „Hi Bella, Komm Schnell Nachts Schauen“
    → 123, 185, 223, 229, 238, 303
    🎨
    Visualisierung
    Geistige Bilder erstellen:
    • Notwehr = Verteidigung mit Schild
    • Diebstahl = Wegnahme von fremder Hand
    • Raub = Gewalt + Wegnahme

    Je bizarrer, desto besser merkbar!
    🔄
    Wiederholung
    Spaced Repetition System:
    • Tag 1: Neues lernen
    • Tag 3: Wiederholen
    • Tag 7: Wiederholen
    • Tag 21: Wiederholen

    Karteikarten-App nutzen!
    🏆 Erfolgsformel für Strafrecht-Prüfung:
    1. T-R-S Schema beherrschen
    2. Notwehr-Voraussetzungen können
    3. Antragsdelikte auswendig
    4. Beispiele zu jedem Tatbestand
    5. Abgrenzungen sicher unterscheiden
    6. Bei Unsicherheit: Schema abarbeiten! ⚖️
    ⚡ Last-Minute Lernformel
    24 Stunden vor der Prüfung:
    • T-R-S Schema (Tatbestand-Rechtswidrigkeit-Schuld)
    • Notwehr: erforderlich + geboten
    • § 127 StPO: frische Tat + Flucht/Identität
    • 6 Antragsdelikte: 123, 185, 223, 229, 238, 303
    • Verbrechen min. 1 Jahr, Vergehen darunter
    • Rechtfertigung = erlaubt, Entschuldigung = straffrei
    • Ruhe bewahren – Strafrecht ist Logik! 💪
    Ultimative Prüfungs-Checkliste
    Vor jeder Strafrecht-Aufgabe fragen:

    Tatbestand erfüllt? Welcher Paragraph passt?
    Vorsatz oder Fahrlässigkeit? Was wollte der Täter?
    Rechtfertigungsgrund? Notwehr, Notstand, Festnahme?
    Schuldunfähigkeit? Unter 14, betrunken, geisteskrank?
    Entschuldigungsgrund? Notwehrüberschreitung, Notstand?

    Wenn alle Fragen geklärt = Antwort fertig! ✅